Am Donnerstagabend (21.02.) fuhren wir von Köln weiter nach Kassel zur Konferenz „Bildung.Macht.Zukunft“, die in diesem Jahr zum ersten Mal stattfand. Ausgerichtet wurde sie von der Uni Kassel (genauer dem Fachgebiet Didaktik der politischen Bildung), dem Forum kritische politische Bildung und dem Konzeptwerk neue Ökonomie, die Konzepte für eine neue Wirtschaft von allen und für alle entwickeln. So stand auch die Konferenz unter dem Motto:
„Lernen für die sozial-ökologische Transformation“.
Was das bedeutet? Dass sich sozial und ökologisch in unserer Gesellschaft etwas tun muss, das ist klar. Nur was ist der/die/das Transformation? Bis zum Ende schien die Frage offen zu bleiben, trotz zahlreicher Workshops mit Titeln wie „Transformative Schule“ oder „Bildest du noch oder transformierst du schon?“. Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass das ok ist, weil wir uns doch genug unter dem Titel vorstellen konnten und glauben, dass es eigentlich allen Teilnehmer*innen so ging.
Bei bis zu 15 parallel stattfindenden Workshops standen wir alle vor der Qual der Wahl, sodass die Entscheidung nicht immer leicht fiel. Durch den Austausch untereinander konnten wir zum Glück einige Inhalte aus den anderen Workshops mitbekommen und das Gefühl etwas super spannendes verpasst zu haben kompensieren. Bei unseren gemeinsamen Runden sahen wir stets in leuchtende Augen, die von inspirierenden Gedanken oder Begegnungen erzählten.

Um einen kleinen Einblick über unsere Erlebnisse zu geben: Sarah, Vrinda, Jan Philipp und Louisa waren bei Betzavta, dem Demokratietraining der etwas anderen Art. Vor dem Hintergrund des Nahost-Konflikts entwickelt, hilft es zu lernen, die anstrengendsten Konflikte auszuhalten, zu reflektieren und im besten Falle zu lösen. Häufig werden subtile Ausschlussdynamiken, Machtverhältnisse oder ein dominantes Redeverhalten aufgeworfen und eine 5-minütige Übung kann dann schon mal einen Aushandlungsprozess über 3 Stunden anstoßen. Sehr zu empfehlen für alle, die sich fragen, wie demokratisch unser Zusammenleben oder unser politisches System eigentlich ist (Zitat: „Das Mehrheitsprinzip ist die undemokratischste aller demokratischen Entscheidungsformen.“)! Aber eigentlich auch für alle anderen.
Ein weiteres Highlight war der Workshop What about class?, der vom Forum kritische politische Bildung und Jan Niggemann von der Rosa-Luxemburg Stiftung ausgerichtet wurde. Der Raum war brechend voll und dementsprechend hitzig die Diskussion über die vorgestellten Bildungsmaterialien, in denen class neben race und gender nicht nur als Kategorie struktureller Benachteiligung, sondern auch als vernachlässigtes Konzept zur Beschreibung massiver sozioökonomischer Ungleichheiten untersucht wird. Feurige Reden, die uns noch Tage später durch die Ohren fegen! Zum Glück gab es am Nachmittag Achtsamkeitsübungen und Strategien, langfristig engagiert und gesund zu bleiben. Sich für andere und eine bessere Welt einzusetzen kann sehr anstrengend sein, vor allem weil politische Arbeit meistens ehrenamtlich und quasi nebenbei in der Freizeit geschieht – so wird Burnout zu einer ernsten Gefahr. Eine mögliche Antwort: Nachhaltiger Aktivismus. Wer mehr darüber erfahren möchte, kann sich hier mehr Infos oder das Buch holen: https://nachhaltigeraktivismus.org
Am Sonntag gab es schließlich ein Forum für Themen, die auf der Konferenz noch keinen Platz gefunden hatten. Das war die Chance für uns, auch etwas anzubieten! Dori und Henry führten mit einer befreundeten Berufsschullehrerin Interessierte in das Konzept demokratischer Schulen ein. Es folgte eine Vorstellung der assoziierten Initiativen (die eudec, Schools of Trust und natürlich kreidestaub) und eine Diskussion über Ansätze zur Demokratisierung des staatlichen Schulsystems. Dies war ein voller Erfolg – unsere Liste ging von „kooperativen“ Klassenarbeiten und Noten über die Abschaffung derselben, bis zu dem Hinweis, dass Bildungspläne häufig mehr Freiheit zulassen als gemeinhin angenommen. Außerdem: Verbündete finden! Also wurden zum Schluss Mailadressen getauscht und Vernetzungspläne geschmiedet. Mal sehen was daraus wird! Über die Workshops hinaus waren wir begeistert von der guten Stimmung, der guten Organisation und den vielen Kollektiven mit unglaublich coolen Namen, die sich in verschiedenen Bereichen der politischen Bildungsarbeit verschrieben haben!
Wir sind noch jetzt begeistert von der guten Stimmung, der tollen Organisation und der Vielzahl an Kollektiven, die sich in verschiedenen Bereichen der politischen Bildungsarbeit verschrieben haben und tragen die neu gewonnen Ideen und Impulse wohl noch lange Zei mit uns!
Die Pressemitteilung des Bildung.Macht.Zukunft Organisationskreises: https://bildung-macht-zukunft.de/fileadmin/user_upload/BMZ_PM_24022019.pdf

Wer noch mehr wissen möchte findet hier eine kleine Auswahl an Kollektiven, die an der Konferenz teilnahmen:
• das naiv Kollektiv, welches Adultismus (Benachteiligung aufgrund des Alters) bekämpft
• das queerfeministische Life‘s a Beach Kollektiv
• bis zum Quix, kopfstand oder dem stuhlkreis_revolte Kollektiv. Ob wir auch einmal ein Kollektiv gründen werden? Wir werden sehen. Nun geht es jedoch weiter nach Wolmirstedt, unsere vorletzte Station.